Mit großer Sorge hinsichtlich der langfristigen Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort Zwickau haben wir die Ansiedlung des Factory Outlet Centers im ehemaligen Möbelhaus Werner und die damit verbundene öffentliche Diskussion verfolgt.
Es ist bedauerlich, dass durch eine derart ungeordnete Ansiedlungspolitik die zurzeit wieder intensivierten Bemühungen zur Stärkung innerstädtischer Quartiere konterkariert werden. Selbst aktuellen Bestrebungen, wie z.B. das Schocken-Kaufhaus durch den Einsatz erheblicher öffentlicher Mittel zu reaktivieren, werden so in ihren Chancen erheblich gefährdet.
Wir sind uns sicher, dass ein zusätzliches Einzelhandelsangebot ausschließlich innenstadtrelevanter Sortimente auf einer Fläche von ca. 8.000 qm an einem nicht integrierten Standort gravierende Auswirkungen auf Zwickaus Innenstadt und seine Stadtteilzentren haben wird. Die durch das Factory Outlet Centers abgezogene Kaufkraft wird dem innerstädtischen Einzelhandel dauerhaft fehlen und langfristig zu Geschäftsaufgaben führen.
Wir wollen uns nicht an den Diskussionen beteiligen, in welchem Umfang es eine Umsatzverlagerung zwischen Innenstadt und Center geben wird. Allein das sie stattfindet, wird den Druck auf den innerstädtischen Einzelhandel in einem bereits heute schwierigen Umfeld weiter deutlich verstärken.
Bei allen bisher vorgetragenen Argumenten für und gegen die Ansiedlung des Factory Outlet Centers im ehemaligen Möbelhauses Werner bleibt ein Fakt unstrittig: 8.000 qm Einzelhandelsfläche für innenstadtrelevanter Sortimente in dezentralen Lage widersprechen in eklatanter Weise dem Einzelhandels- und Zentrenkonzept der Stadt Zwickau.
Bedauerlich ist es aber auch, dass erneut Gerichte über das Ansiedlungsvorhaben eines Unternehmens in Zwickau entscheiden werden. Unabhängig davon, wie diese Entscheidung ausfallen wird, wird der Imageschaden für den Wirtschaftsstandort Zwickau immens sein. Rechtssicherheit und Verlässlichkeit sind wichtige Faktoren, die einen erfolgreichen Wirtschaftsstandort auszeichnen. Die Stadt Zwickau muss diese Rahmenbedingungen nun endlich schaffen.
Es darf nicht sein, dass es für ansiedlungswillige Unternehmen unklar ist, ob und an welchem Standort eine Investition in Zwickau möglich ist. Im Nachgang mit juristischen Mitteln gegen bereits realisierte Projekte vorzugehen, sollte nicht der Weg einer geordneten Stadtentwicklung sein.
Wir fordern die Fraktionen des Zwickauer Stadtrats und die Verwaltung dazu auf, in Zwickau eine abgestimmte und rechtssichere Bauleitplanung zu gewährleisten.
Alle Baupläne sind daraufhin zu prüfen, inwieweit sie noch mit den allgemeinen Zeilen der Stadtentwicklung und den beschlossenen Fachkonzepten im Einklang sind. Sollten dabei Abweichungen erkannt werden, wie aktuell im Vorhaben- und Erschließungsplan Nr. 004, so sind diese Baupläne umgehend zu ändern und an die übergeordneten Planungsziele anzupassen.